Wir laden herzlich ein zum Konzert am 24. September 2023 um 17 Uhr im großen Saal (Sürther Str. 34)!
Ein Clown im flatternden weißen Gewand und mit einer Träne im weiß geschminkten Gesicht – das ist der legendäre Pierrot.
Der Zirkus, das Kabarett, das Pantomime-Theater und nicht zuletzt die Stummfilmkomödie sind seine Bühne. Pierrot ist eine schillernde Figur: mal heiter und mal wehmütig, mal bösartig und mal liebevoll. Er kann forsch und mutig sein, verkriecht sich aber bisweilen auch verzagt in einen stillen Winkel. Manchmal treiben ihn Spott und Übermut, dann wieder wird er von Weltschmerz gebeutelt. Pierrot ist ein mondsüchtiger Nachtschwärmer, ein Lebenskünstler und Habenichts − und er ist unsterblich verliebt in Colombine, die ihm immer wieder das Herz bricht.
Pierrots Wurzeln liegen in der Commedia dell’arte des 16. Jahrhunderts. Über die Zeit wurde er zu einer beliebten Fantasiefigur in Literatur, bildender Kunst und Musik. Anfang des 20. Jahrhunderts war er so präsent, wie nie zuvor.
Gela Birckenstaedt und Peter Dicke stellen zwei Pierrot-Liederzyklen vor, die fast zeitgleich in Berlin entstanden sind. Zum einen ist das Max Kowalskis „Pierrot lunaire“ von 1913. Den Liedern liegen Gedichte von Albert Giraud in einer deutschen Nachdichtung von Otto Erich Hartleben zugrunde. Für die fantastische Welt des Titelhelden findet Kowalski eine ungemein bildhafte Tonsprache, in der sich spätromantische Klänge mit dem Kabarett-Tonfall der 1910er Jahre vermischen.
Eduard Künneke war einer der „Großen“ in der Berliner Operettenszene der 1920er und 30er Jahre. Seine „Lieder des Pierrot“ von 1911 sind heute so gut wie unbekannt. Er hat sie auf Gedichte von Arthur Kahane komponiert, der in Berlin Dramaturg am Deutschen Theater bei Max Reinhard war, als Künneke dort Kapellmeister war. In seinen Pierrot-Liedern malt Künneke ein musikalisches Charakterbild des tragisch- komischen Clowns. Dabei lässt er es sich nicht nehmen, hin und wieder auch operettenhafte Töne anzuschlagen, etwa im „Ständchen“, das wie ein großer Walzer komponiert ist. Durch den Pierrot- Liederabend führt die Künneke-Expertin Sabine Weber.
Gela Birckenstaedt widmet sich vor allem dem Lied-, Konzert- und Oratoriengesang. Ihr breit gefächertes Repertoire reicht von Werken der Renaissance und des Barock bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, speziell das Kantatenwerk von Johann Sebastian Bach. Gela Birckenstaedt ist unter Dirigenten wie Ton Koopman, Hermann Max und Manfred Cordes aufgetreten. Sie ist regelmäßig Gast bei Festivals, wie z.B. den Festwochen der Alten Musik in Innsbruck und Brügge, dem Stockholm Early Music Festival, dem Bachfest Leipzig. Rundfunk- und CD-Produktionen dokumentieren ihre künstlerische Tätigkeit als Sängerin. In den Kantatengottesdiensten und Konzerten der MUSIK IN DER ERLÖSERKIRCHE wirkt sie häufig mit.
Peter Dicke erhielt bereits während seines Schulmusik-, Orgel- und Klavierstudiums in Köln einen Lehrauftrag für Orgel und Orgelimprovisation an der Kölner Musikhochschule, wo er zuletzt als Professor für Orgel bis 1998 lehrte. Als Interpret hat er u.a. fast alle Werke Johann Sebastian Bachs für Tasteninstrumente, die 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven und etliche zeitgenössische Kompositionen öffentlich gespielt, darunter viele Werke von Mauricio Kagel, mit dem er in zahlreichen Konzerten auftrat. Als Pianist ist er Kammermusikpartner vieler namhafter Musiker.
Sabine Müller legte 2018 die Studie „Eduard Künneke: Leben und Werk“ vor − eine Biographie, die das Leben des Komponisten aus bislang unveröffentlichten Briefen, Dokumenten, Notenautographen, sowie Gesprächen mit Zeitzeugen wissenschaftlich kritisch neu beleuchtet. Als Biographin des Komponisten setzt sich Sabine Müller für die Verbreitung seiner – auch unbekannten – Werke ein. Ihre Expertise ist gefragt bei Einführungs-und Konzertveranstaltungen, Radiosendungen sowie bei Arte/ZDF − zuletzt für Künnekes Stummfilmmusiken „Das Weib des Pharao“ und „Das Blumenwunder“. – Eine echte Künnekologin!